Weinlagerung einst und jetzt

Schon vor 150 Jahren beschäftigte die fachgerechte Einrichtung eines privaten Weinvorrates die Weinliebhaber. Der Autor eines populären Weinratgebers jener Zeit, Dr. Wilhelm Hamm, schreibt dazu in seinem „Weinbuch“ von 1865: „Gewöhnlich fehlt es im Privatkeller an Platz zur Lagerung größerer Quantitäten, und selbst da, wo der selbe vorhanden ist, wird er schlecht und unzweckmäßig benutzt… Hat man blos eine oder ein paar Sorten Wein zu conservieren. so mögen dieselben hinreichen; in vielen Privatkellern hat man aber auch ein paar Duzend von verschiedenen Weinen zu lagern… Dies alles kommt so oft durcheinander, dass die größte Confusion entsteht.“

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Eine derartige Unordnung ist nicht verwunderlich, benutzte man im 19. Jahrhundert zur Weinflaschenlagerung einfache Lattengerüste oder Brettergestelle, so dass der Autor zu Recht auf daraus resultierende Probleme und ihre Lösungen verweist: „Liegen drei Dutzend Flaschen in einem Fach, so ist damit der ganze Platz besetzt, denn will man noch drei Dutzend darüber legen, so wird Bruch und Verwechselung von Flaschen fast unvermeidlich. Daher sollte für je 6 Flaschen von einer und der selben Qualität oder Sorte stets ein getrenntes, bequemes zugängliches Lager vorhanden sein“.

Eine solchermaßen übersichtliche Lagerung ermöglicht „Ziegelwerk, das allerdings sehr viel Raum einnimmt“ oder – eine weitere Experten-Empfehlung – „eiserne Gestelle, die mit Oelfarbe oder Minium de fer (Rostschutz) angestrichen werden“. Als Optimum rät Hamm zu eisernen abschließbaren Flaschenschränken, die „leicht und transportabel sind und in denen die Flaschen liegend und diebstahlsicher aufbewahrt werden“.

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Neben den technischen und logistischen haben sich auch die klimatischen Anforderungen an die perfekte Flaschenlagerung im Weinkeller seitdem kaum geändert. Um die Temperatur im Weinkeller in der warmen Jahreszeit kühl zu halten, werde die „Anwendung von Eis zur Nothwendigkeit“ – ein Verfahren, das sich dank moderner Klimageräte erübrigt. Längst kann zudem der Weinliebhaber auf wackelige Holzgestellte verzichten. Steht ihm doch ein breites Sortiment von zahlreichen stabilen sowie formschönen Lagermöglichkeiten zur Verfügung, die den privaten Weinkeller zu einem ansehnlichen Teil der eigenen vier Wände macht. Schließlich hat der von Hamm formulierte Grundsatz über die Zeiten aber nicht an Bedeutung verloren: „Ein guter Keller ist unerläßliche Bedingung eines guten Weins“.